Regionalität
Nordstadt braut! EG (30167 Pils)

Nordstadt braut!
Im August feiern sie ihr 5-jähriges Jubiläum. „Die Idee, ein Bier aus der schönen Nordstadt zu entwickeln, entstand bei einem Bierabend am Kiosk von Marc-Oliver Schrank, alias Onkel Olli, an der Lutherkirche“, erzählt Vorstandsmitglied Stefan Möller. Wie vieles sonst, war dieses Vorhaben am nächsten Morgen nicht vergessen. Stattdessen fanden sich etwa 13 Freunde des guten Geschmacks zusammen, um daran zu feilen.
„Das Genossenschaftsmodell gefiel uns, weil wir den Gedanken der Mitbestimmung gut finden und sich jeder einbringen kann, wenn er oder sie möchte“, ergänzt Vorsitzender Andreas Blume. Nachdem das Gründerteam weitere Frauen und Männer begeistern konnte, gründeten 78 Personen, im Jahr 2017, die NORDSTADT braut! eG. Eine kleine Brauerei, im Harzer Altenau, wurde gefunden, die die Abfüllung gewährleistet. Das markante Logo wurde ehrenamtlich von einer Künstlerin gestaltet. Das erste gemeinsam entwickelte Bier der NORDSTADT braut! entstand: Das 30167 Pils. Der Name mit der Nordstädter
Postleitzahl ist Programm. Neben vielen gastronomischen Einrichtungen ließ sich auch EDEKA Wucherpfennig von dem Geschmack, Konzept und der Regionalität des Produktes überzeugen. So konnte der Vertrieb über den Lebensmitteleinzelhandel starten. Niemand von den Mitgliedern hatte vorher ein Unternehmen in dieser Größenordnung realisiert. „Aber von der Buchhaltung über die Website bis hin zum Elektro-Anhänger-kompatiblen Schankstand – alle haben gesagt: Ich mach das jetzt und losgelegt.“
Heute zählt die Genossenschaft etwas mehr als 500 Mitglieder. Um Mitglied zu werden, braucht man einen Anteil von 500,- Euro, so Möller, der hauptberuflich als selbstständiger Lektor arbeitet und dafür sorgt, dass unsere hiesigen Tageszeitungen HAZ und NP fehlerfrei gedruckt werden. „Man kann auch mehrere Anteile erwerben oder sich einen teilen. Wir freuen uns zudem über jeden, der sagt: Ich habe das Geld nicht, aber Lust, bei euch mitzuhelfen.“
Gut organisiert. Natürlich ist eine Genossenschaft auch ein Unternehmen, das wirtschaftlich arbeiten muss. Der Anteilswert verändert sich je nach Jahresergebnis. „Anfangs haben wir viel Geld investiert.
Allein ein Bierfass kostet 100 Euro.“ Auf der Genossenschaftsversammlung hat jedes Mitglied eine Stimme – unabhängig von der Anzahl der Anteile. Anders als in einer Aktiengesellschaft, in der sich der Stimmanteil nach der Anzahl der Aktien richtet. Es gibt einen Aufsichtsrat, der alle drei Jahre von der Generalversammlung gewählt wird. Der Aufsichtsrat bestellt den Vorstand. Und dann sind da noch die verschiedenen AGs der Mitglieder: etwa eine Verwaltungs-, Marketing- und Veranstaltungs-AG oder der Genuss-Ausschuss, der mit regelmäßigen, experimentellen Tasting-Abenden mit Suden und spannender Rohstoffkombination für die neuen Produkte der Nordstadt braut! sorgt. Gemeinsam läuft's. „Wir haben gerade vier Angestellte, aber ohne die ganzen Ehrenämter könnten wir das nicht bewerkstelligen“,
so Groß- und Außenhandelskaufmann Blume, der hauptberuflich als Verkaufsleiter in einer Getränke-Fachgroßhandlung arbeitet. Die NORDSTADT braut! freut sich über neue Genossinnen und Genossen. „Der Hauptgrund mitzumachen ist, dass du die Idee toll findest, ein lokales Projekt zu fördern und im Idealfall Lust hast, dich mit einzubringen“, so Möller. „Vieles macht Spaß und man lernt so Leute kennen, die man sonst vielleicht nicht kennengelernt hätte.“ Ob Handwerker, Anwalt oder EU-Abgeordneter, 18 oder 80 Jahre alt, aus Deutschland, Spanien oder Japan – alle zusammen bilden sie einen Querschnitt der Gesellschaft. „Wir freuen uns, dass 30 Prozent unserer Mitglieder Frauen sind.“ Die Nordstadt-Liebe. Natürlich muss man nicht im Stadtteil leben, um Mitglied zu sein. Dennoch treibt die Liebe zur Nordstadt an: „Das ist hier wie ein kleines Dorf, in dem unabhängig vom Einkommen ein schönes Miteinander herrscht“, sagt Möller. „Es ist ein sehr offener, ehrlicher und authentischer Stadtteil, indem jeder jedem hilft“, so Blume. In der Nordstadt habe man die Genossenschaft mit ihrem 30167 Pils, Haltenhopf II, Kopernikuss und allen weiteren Produkten mit offenen Armen empfangen. „Wir haben ein Bedürfnis gedeckt, was unterschwellig da war und es sind einfach die Genossinnen und Genossen, die das so viele Jahre mit Herzblut von sich aus vorangetrieben haben.“ Zukunftsvision. In der Präambel stehen die Grundwerte wie ein möglichst umweltfreundliches Handeln – und trotzdem es gerade zu Corona-Zeiten wegen ausbleibender Veranstaltungen nicht einfach war, mit so kleinen Margen einen starken Umsatz zu machen, sammeln sie jedes Jahr Spenden, die an ein Hilfsprojekt gehen. „Wir wollen uns weiterentwickeln, noch mehr professionalisieren und haben uns einen Plan für die Zukunft gemacht“, sagt Möller. „Unsere Vision ist, eine eigene kleine, feine Brauerei in der Nordstadt zu haben.“